Refluxösophagitis
Speziell bei der Nahrungsaufnahme kommt es im Magen zur Produktion größerer Säuremengen. Diese dient einerseits dem Abtöten von in der Nahrung enthaltenen Keimen und andererseits der Nahrungsverdauung.
Die Magenschleimhaut ist durch verschiedene Mechanismen gegen die Säurewirkung geschützt. Im Gegensatz dazu fehlen der Speiseröhrenschleimhaut Schutzmechanismen gegen den aggressiven Magensaft. Das kann bei einem Reflux zur Schädigung der Schleimhaut führen. Es entsteht eine Refluxösophagitis (Schleimhautentzündung der Speiseröhre). Sie kann wiederum Blutungen und entzündliche Geschwüre nach sich ziehen.
Bei einer chronischen Refluxösophagitis entstehen narbige Einengungen der Speiseröhre. Bildet sich die Schleimhaut irreversibel um (Metaplasie), spricht man von einer Barrett-Schleimhaut. Sie birgt ein erhöhtes Risiko, an einem Ösophaguskarzinom zu erkranken.
Damit kein saurer Mageninhalt in die ungeschützte Speiseröhre zurückfließen kann, muss der untere Schließmuskel, der Ösophagus-Sphinkter (Magenpförtner, Magenmund) funktionieren. Insgesamt verfügt der menschliche Organismus über drei natürliche Antirefluxmechanismen im Speiseröhren- und Magenbereich:
- Der untere Schließmuskel und Mageneingangspförtner (unterer Ösophagussphinkter) ist im Ruhezustand angespannt und verhindert den Rückfluss von Nahrung in die Speiseröhre
- Die Entleerung des Mageninhaltes in den Zwölffingerdarm (Duodenum) erfolgt zeitgerecht.
- Die Speiseröhre (Ösophagus) reinigt sich selbst durch Muskelkontraktionen.
Sind die Antirefluxmechanismen nicht funktionsfähig, wird die Schleimhaut der Speiseröhre durch den Rückfluss von Mageninhalt einem unnatürlichen Stress ausgesetzt. Dieser kann durch Magensäure (sauer), durch Bauchspeicheldrüsensekret und Gallensäuren (basisch) hervorgerufen werden. Die Sekrete aus Bauchspeicheldrüse und Galle suchen sich über den Zwölffingerdarm ihren Weg in den Magen. In Kombination mit der Magensäure sind sie besonders aggressiv.
Ursachen für einen Reflux sind
- ein nicht funktionierender unterer Schließmuskel und Mageneingangspförtner: Die Nahrung fließt in die Speiseröhre zurück.
- eine gestörte Magenmotorik: Der Magen wird verzögert entleert, das führt zu einer Magenerweiterung mit Erhöhung des Magendrucks und einer Überproduktion von Magensäure.
- eine gestörte Reinigungsfunktion der Speiseröhre: Der rückfließende Speisebrei verbleibt länger in der Speiseröhre.
Leitsymptome der Refluxkrankheit sind Sodbrennen und saures Aufstoßen. Das Sodbrennen äußert sich als dumpfer Schmerz oder Druck hinter dem Brustbein und tritt häufig auch nachts auf. Als weitere Symptome können Schluckstörungen und morgendliche Heiserkeit auftreten, in selteneren Fällen auch chronisches Hüsteln, Halsschmerzen, Asthma oder Räusperzwang.
Diagnostik
Die Diagnose der Refluxkrankheit wird endoskopisch gestellt. Dazu wird der Schweregrad der Schleimhautveränderungen beurteilt. Bei auffälliger Schleimhaut erfolgt eine Gewebeprobe zum Ausschluss eines Barrett-Ösophagus (hochgradige Veränderung der Schleimhaut mit Zellumbau, Metaplasie), manchmal kommt es zur Entstehung von Atypien oder sogar eines Tumors.
Therapie
Die Therapie der Refluxkrankheit oder Refluxösophagitis beruht zuerst vor allem auf konservativen Maßnahmen wie der Einnahme von kleineren Mahlzeiten, der Gewichtsreduktion oder dem Verzicht auf Rauchen, Alkohol oder säurehaltigen Getränken. Nachts kann das Hochstellen vom Kopfende des Bettes zu einer Verbesserung der Beschwerden führen.
Tritt keine Besserung ein, sind sogenannte Protonenpumpen-Inhibitoren Medikamente der ersten Wahl zur Akutbehandlung. Sie hemmen die Säuresekretion des Magens und sind hochwirksam und sehr gut verträglich. Akute Refluxläsionen heilen in über 80 Prozent der Fälle ab.
Ziel einer operativen Therapie ist immer die Verhinderung des übermäßigen Rückflusses von Mageninhalt in die Speiseröhre. Dieser Eingriff verläuft heute praktisch immer minimal-invasiv (laparoskopisch).
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